Integration von Kommunikations- und Sicherheitstechnik
Der neue Informationstechnikermeister (IT-Meister)
Nach einer umfangreichen Konzeptphase hat das Bundestechnologiezentrum für Elektro- und Informationstechnik (BFE) den Informationstechnikermeister wieder in sein Programm aufgenommen – gleichwohl mit neuem Inhalt. Die größte Reform im Rahmenlehrplan ist dabei die Integration der Kommunikations- und Sicherheitstechnik, die bislang als separater Schwerpunkt des Elektrotechnikermeisters unterrichtet wurde. Der erste Lehrgang nach dem neuen Meisterprofil startet bereits ab Juni dieses Jahres am BFE Oldenburg.
Inhaltsverzeichnis und Quicklinks
Der Kern des Informationstechnikmeisters ist die digitale Netzwerktechnik. Bisher beinhaltete der Lehrplan die Bereiche Multimedia, IT-Sicherheit, Datenschutz, Energietechnik und Gebäudeautomation sowie Netzwerktechnik. Nun kommen die in der Arbeitswelt ohnehin eng verwandten Bereiche der Kommunikations- und Sicherheitstechnik hinzu und werden zu einer neuen Schnittstelle in der Gebäudeautomation. Der Umfang des neuen IT-Meisters bleibt insgesamt gleich, auch an der Lehrgangsdauer von einem Jahr ändert sich nichts.
Sicherheit bekommt Vorfahrt
Das neue Meisterprofil koppelt das große, alles durchziehende Thema der Sicherheitstechnik an den Informationstechnikermeister. »Es handelt sich um einen ganzheitlichen, vernetzten Ansatz«, sagt Thomas Ernst, der Leiter des BFE-Lehrgangs. »Ob Datensicherheit oder objektbezogene Überwachung: sicherheitstechnische Fragen stellen sich in allen Bereichen der Kommunikations-, Sicherheits- und Informationstechnik, sei es bei intelligenten Messsystemen, Netzwerktechnik, Multimedia oder dem Tresor in der Wand.« Ernst vertrat als Teil des BFE im Expertenkreis des Forschungsinstituts für Berufsbildung im Handwerk (FBH), der im Auftrag des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) an der Erarbeitung der neuen Meisterprüfungsordnungen beteiligt war. Das FBH leitete diesen Prozess. »Es ist gelungen, die verschiedenen Kompetenzen der einzelnen Fachbereiche in einem Meister zusammenzulegen«, so das positive Fazit von Thomas Ernst.
Handlungsfelder in der Prüfung
Ebenfalls neu ist die Modernisierung der Prüfungsordnung in Handlungsfelder. Sprich: Die einzelnen Fachgebiete werden nun projektbezogen abgefragt. »Dadurch bringen wir die Prüfung näher an die realen Arbeitsbedingungen heran«, so Ernst. Die Handlungsfeldreform bei den Höheren Abschlüssen setzt die Novellierung der Erstausbildung fort, wo Handlungsfelder bereits seit Jahren erfolgreich umgesetzt sind. Sie betrifft alle fünf Meister der Elektro- und Informationstechnik.
Die Themenfelder im Einzelnen
Energietechnik und elektrische Sicherheit
Intelligente Messsysteme ermöglichen eine Kommunikation zwischen dem Kunden und dem Messstellenbetreiber. Über diese Systeme lassen sich Erzeugungs- und Verbraucheranlagen schalten und Messwerte übertragen. Diese Messsysteme sind für die Umsetzung der Energiewende nötig, um ein Gleichgewicht zwischen erzeugter und verbrauchter Energie zu gewährleisten. Zukünftig können auch Kundenendgeräte über das Messsystem gesteuert und variable Tarife genutzt werden. Um die elektrische Sicherheit zu gewährleisten, sind erweiterte Kenntnisse in den VDE-Vorschriften erforderlich.
Telekommunikationstechnik
Die klassische Telekommunikation wurde von der Telefonie über das Internet, der »Voice over IP« (VoIP), abgelöst. Um eine störungsfreie und qualitativ hochwertige Kommunikation zu ermöglichen, sind neben den VoIP-Kenntnissen auch tiefere Kenntnisse in der Netzwerktechnik erforderlich, da sich Sprache und Daten die gemeinsamen Übertragungswege teilen müssen.
Gebäudeautomation
Die Gebäude in Gewerbeunternehmen, aber auch im privaten Bereich, werden zunehmend automatisiert. Dieses betrifft insbesondere die Steuerung von Licht, Heizung, Klima, aber auch die Gebäudesicherheit. Die Gebäude kommunizieren dabei mit den einzelnen Geräten
(Bild 1). Sie übertragen auf das Smartphone des Besitzers u.a. Statusmeldungen und Alarme. IP-Kameras ermöglichen die visuelle Überwachung des Gebäudes und nehmen bei Bedarf auch Bilder auf oder lösen Aktionen aus
- Bild 1: Zeitgemäße Gebäudeautomation ist integraler Bestandteil des IT-Meister-Lehrgangs
Sicherheitstechnik
In der Sicherheitstechnik spricht man von der Familie der Gefahrenmeldeanlagen. Hierzu gehören unter anderem Brandmeldeanlagen, wie auch Sprachalarmanlagen nach
DIN 14675, die Personen gezielt aus einem Gefahrenort evakuieren. Neben dem Brandschutz ist auch die Einbruchmeldetechnik, mit der Vandalismus und Diebstahl verhindert oder nachverfolgt werden können, ein wichtiger Bereich der Sicherheitstechnik.
Netzwerktechnik
Eine schnelle, störungsfreie Datenübertragung ist die Grundvoraussetzung für die Digitalisierung in Unternehmen sowie in der gesamten Gesellschaft. Die Übertragung kann drahtgebunden oder drahtlos erfolgen. Hierfür kommen Glasfaser- und Kupferleitungen, aber auch WLAN und Funktechnologien (4G, 5G) zum Einsatz (Bild 2). Router, Switches, Accesspoints und andere aktive Komponenten bilden die technologische Basis der IP-Netze für eine schnelle und sichere Datenübertragung.
- Bild 2: Auch das Verarbeiten von Glasfaserleitungen mittels Spleißgerät gehört zur dieser Weiterbildung
IT-Sicherheit und Datenschutz
Firewalls, Benutzerberechtigungen, Verschlüsselungen, Schutz vor Manipulation, Glaubwürdigkeit der Daten, Ausfallsicherheit und der Schutz von Persönlichkeitsrechten sind die Grundvoraussetzungen für den sicheren Betrieb von Datennetzwerken. Ein Informationstechnikermeister muss die IT-Sicherheitstechnologien beherrschen und sich im Datenschutz auskennen.
Zusätzliche Eigenschaften
Neben den oben genannten Aufgaben muss der Informationstechnikermeister Kunden beraten, Aufwände einschätzen und Angebote erstellen können. Weiterhin ist er für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und die Abnahme der Systeme verantwortlich. Als Meister bildet er Lehrlinge aus, sorgt für einen reibungslosen Projektablauf beim Kunden und bindet externe Lieferanten mit in die Auftragsbearbeitung ein. l
Zusatzzertifikate und Qualifikationen
Die Teilnehmer des Lehrganges zum Informationstechnikermeister können während ihrer Lernzeit am BFE verschiedene Zusatzzertifikate / Qualifikationen erlangen. Die Kosten von insgesamt 7 720.- € sind in den Gesamtkosten des Meisterlehrganges bereits enthalten. Dies birgt ein enormes Einsparpotenzial. Die einzelnen Qualifikationen sind:
- Sachkundiger für den Anschluss von Anlagen und Geräten an das Niederspannungsnetz
- KNX-Zertifikatsprüfung
- Unternehmermodell nach DGUV Vorschrift 2 »Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit«
- Verantwortliche Person für Brandmeldeanlagen (BMA) gemäß DIN 14675 inkl. Prüfung
- Fachkraft für Sprachalarmanlagen nach DIN 14675 inkl. Prüfung.
Ansprechpartnerin für die zusätzlichen Qualifikationen wie auch für den gesamten Lehrgang ist Jana Katharina Brumund (j.brumund@bfe.de oder (0441) 34092-341). Informationen zu anderen Seminaren und Lehrgängen bekommen Sie unter www.bfe.de.
Novellierung der E-Meisterberufe 2024
Die Weiterbildung zum E-Meister in einem der fünf angebotenen Lehrgänge unterliegt derzeit einem Neuordnungsverfahren. Bezug ist die als Entwurf vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung eingebrachte Verordnung, die die Meisterprüfungen Teil I und II neu regelt (Elektrotechnikermeisterverordnung; ElektroTechMstrV). Vorbehaltlich noch anfallender, redaktioneller Änderungen, soll diese am 1.3.2024 in Kraft treten. Hier einige wichtige Änderungen gegenüber der bisher bestehenden Verordnung von 2002:
- Der bislang bestehende Abschluss als »Elektrotechnikermeister Kommunikations- und Sicherheitstechnik« geht über in den bereits bestehenden Informationstechnikermeister (Bild 3)
- Der »Elektrotechnikermeister Systemelektronik« wird zukünftig als »Elektrotechnikermeister Automatisierungstechnik und Systemelektronik« angeboten
- Neu geschaffen ist die Qualifizierung zum »Elektrotechnikermeister Gebäudesystemintegration«
- Die bislang bestehenden Lehrgänge in den Bereichen Energie- und Gebäudetechnik und Elektromaschinenbau bleiben bestehen
- Neu geordnet werden auch die Situationsaufgaben in den Prüfungen sowie die maximale Dauer der Bearbeitung dieser Aufgaben durch den Prüfling
- Im Bereich des »Sicherheitsscheins«, der eine Eintragungsvoraussetzung für das Installateurverzeichnis beim Netzbetreiber ist, müssen zukünftig vier Prüfungsleistungen aus Teil 1 und Teil 2 mit jeweils mehr als 50 % der erreichbaren Punkte bestanden werden, um diesen Sicherheitsschein zu erhalten. So will man verhindern, dass die Prüflinge den TREI-Schein nachholen müssen, weil zwar die Prüfung als solches bestanden wurde (und somit nicht wiederholt werden kann), jedoch der Anwärter/die Anwärterin in einem Handlungsfeld (bei ET ist das »Elektro- und Sicherheitstechnik«) im Teil 2 nicht die erforderlichen 50 % erzielte. Diese Neuerung betrifft alle Meisterberufe also auch den Informationstechniker- und Elektromaschinenbauer-Meister.
Für Schnellleser
Der neue IT-Meister bekommt »Zuwachs« – der bisherige Elektrotechnikermeister Kommunikations- und Sicherheitstechnik geht in den neugeordneten Lehrgang zum IT-Meister über
Damit möchte man in den wichtigen Bereichen der Sicherheitstechnik einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und die verschiedenen Kompetenzen der einzelnen Fachbereiche in einem Meister zusammenlegen
Die Umstellungen betreffen auch die anderen vier bisher angebotenen Meisterlehrgänge – so schafft man beispielsweise mit dem neu konzipierten Elektrotechnikermeister für Gebäudesystemintegration ein logisches und konsequentes Weiterbildungsangebot
QUELLE:
de – das elektrohandwerk
AUTOREN:
- Dipl.-Ing. Detlef Petermann, Bereichsleiter Höhere Berufsabschlüsse am BFE Oldenburg und
- Marcel Diehl, Redaktion «de«