Gefahrenmanagement für smarte Mehrzweckgebäude

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25.02.2022 00:01 Uhr

Weil Mehrzweckgebäude naturgemäß von verschiedenen Personengruppen ganz unterschiedlich genutzt werden, stellen sie auch an die eingesetzte Videotechnik komplexe Anforderungen. Doch mit modernen Video-Lösungen passt sich das Smart Building an die veränderten vielfältigen Bedürfnisse seiner Nutzer an: Ein übergeordnetes Gefahrenmanagementsystem erzeugt Synergien und entlastet Bediener. Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) schafft Videotechnik sogar ganz neue Möglichkeiten der Gefahrenprävention.

Ob Mieter und Nutzer, Betreiber oder Investor – Mehrzweckgebäude wie etwa Bürokomplexe oder Shoppingcenter müssen zahlreiche Erwartungen erfüllen: Gebäudeeigentümer wünschen sich mehr Sicherheit und weniger Kosten, Schutz ihrer Investitionen und Flexibilität bei der Nutzung und Ausrichtung auf verschiedene Mieter. Für Betreiber entsprechender Infrastrukturen steht ein Maximum an Überblick bei reduzierter Komplexität und Reaktionszeit im Mittelpunkt.

Wenn es darum geht, diese vielfältigen Anforderungen zu erfüllen, spielt Videotechnik eine wichtige Rolle. Denn ob es sich bei einer Person, die ein Mehrzweckgebäude betritt oder in die Parkgarage einfährt, um einen Bewohner, einen Büroangestellten, dessen Besucher oder einen Einkäufer auf Shopping-Tour handelt, können auch Bediener auf den ersten Blick nicht erkennen.

Gerade für flexibel genutzte Mehrzweckgebäude kann Videotechnik, die gewerkeübergreifend auf ein übergeordnetes Gefahrenmanagementsystem aufgeschaltet ist, deshalb Lösungen bieten, die sich einfach und effizient bedienen lassen und die den Bedürfnissen aller Nutzer bestmöglich gerecht werden: Der Bediener erhält einen vollständigen Überblick über sämtliche Gewerke, kann datenbasierte Rückschlüsse ziehen und Maßnahmen ergreifen.

Versuche, gegenwärtige Anforderungen mit alternativen Lösungen zu erfüllen, gerieten allerdings an Grenzen: Die nachträgliche Vernetzung eigenständiger sicherheitstechnischer Gewerke und Subsysteme erforderte hohe Investitionen und verlangte dem Betreiber immer noch die Bedienung verschiedener Systeme ab. Dabei entstand schnell die Gefahr, dass wichtige Ereignisse unbeachtet bleiben.

Einbindung in ein übergeordnetes Gefahrenmanagementsystem

Neue Möglichkeiten ergeben sich durch Gefahrenmanagementsysteme. Mit offener Architektur, modularer Struktur und voller Skalierbarkeit bieten sie Eigentümern ein hohes Maß an Investitionssicherheit. Idealerweise integriert ein solches System alle sicherheits- und brandschutztechnischen Gewerke bis hin zu Zutrittskontrolle, Fluchtwegsteuerung und automatischer Evakuierung (Teaserbild oben). Durch die effiziente visuelle Verifizierung von Ereignissen werden auch Bediener entlastet: Ein stets konsolidierter Überblick und die Automatisierung von wiederkehrenden Workflows lenken den Blick auf das Wesentliche und helfen, Gefahren frühzeitig zu erkennen und zielsicher darauf zu reagieren.

Dank intelligenter Vernetzung und der Einbindung in ein übergeordnetes Managementsystem sind alle Systembereiche über eine integrierte Oberfläche nutzbar. Moderne Sicherheitssysteme sind dabei nicht mehr auf die Nutzung vor Ort beschränkt, sondern ermöglichen die Kontrolle und Bedienung von überall aus.

Auch Remote-Services wie Diagnose, Entstörung und Bedienerunterstützung sind möglich: Meldet die Anlage eine Störung oder wird Hilfe bei der Bedienung benötigt, können Servicetechniker den Bediener aus der Ferne unterstützen. Erst wenn der Remote-­Service das Problem nicht lösen kann, wird es an die lokale Serviceorganisation übergeben, die vor Ort unterstützt.

Videosicherheit mit Zutrittskontrolle und Einbruchmeldeanlagen

Speziell in Bezug auf die Videotechnik bringt eine solche Integration handfeste Vorteile: Sie lässt sich beispielweise mit dem Zutrittskontrollsystem kombinieren, um den Einlass zur Parkgarage zu organisieren. Anhand von Ausweiskontrolle, Kennzeichen- und Fahrzeugerkennung kann automatisch zwischen regelmäßig und unregelmäßig einfahrenden Fahrzeugen unterschieden werden. Bediener können so auch leicht erkennen, wenn ein Fahrzeug unerlaubterweise über Nacht abgestellt wird.

Videoalgorithmen können darüber hinaus – auch KI-gestützt selbstlernend – Bewegungsmuster analysieren und sind damit in der Lage, bei versuchtem Eindringen außerhalb der Geschäfts- und Bürozeiten einen Einbruch zu erkennen (Bild 1). Die Lösung vertraut also nicht nur auf bisherige Mittel wie Ausweise oder PIN-Eingaben, sondern auch auf visuell erkennbare Verhaltensmuster. Basierend auf einem solchen Muster wird die Live-Aufzeichnung ausgelöst und dem Bediener angezeigt. Selbst Straftaten wie Vandalismus können vorausschauend erkannt werden. Das Gefahrenleitsystem schlägt abhängig von der Situation dynamische Workflows vor. Der Bediener kann die Situation verifizieren und die richtigen Maßnahmen einleiten.

Bei der Evakuierung eines Gebäudes unterstützen Videosicherheitslösungen etwa mit einer Personenzählung: Sie erkennen, ob alle Personen das Gebäude verlassen haben. So lässt sich auch laufend feststellen, ob die Personenzahl der Brandschutzverordnung entspricht – eine Möglichkeit, die etwa das Personal in Museen oder Bibliotheken entlasten kann.

Schnelle Hilfe bieten Remote-Services auch im Videobereich vor allem bei Problemen, mit denen Servicetechniker wiederholt Erfahrung machen: wenn etwa der Kamerawinkel vor Ort verändert und damit die Überwachung des Geländes manipuliert wurde. Eine proaktive Anlagenüberwachung erkennt zudem, ob die elementaren Funktionen des Betriebssystems in Ordnung sind oder ob etwa der Kontakt zu einer Kamera vorhersehbar abbrechen wird. Der Remote-Service kann somit zu einer hohen Anlagenverfügbarkeit und geringen Ausfallzeiten beitragen und Gebäudeeigentümern Kosten sparen.

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Komplettlösung auch für künftige Herausforderungen

Gefahrenmanagementsysteme fassen viele Gewerke unter sich zusammen. Moderne Videosysteme können hierbei als Assistenzsysteme verwendet werden. Der Bediener hat somit stets ein Gesamtbild der Situation vor Augen, ohne den Ort des Geschehens betreten zu müssen. Die Rolle der Videotechnik geht dabei weit über das einfache Erfassen und Verarbeiten von Bildern hinaus: Das Videosystem informiert ihn gezielt, schnell, umfassend und in Echtzeit über relevante Ereignisse und unterstützt durch Künstliche Intelligenz sogar bei der Entscheidungsfindung.

KI-gestützte Sicherheitssysteme legen den Fokus nicht nur auf Sicherheit, sondern auch auf soziale und ökonomische Aspekte: Die schnellere Informationsverarbeitung bei Schadensereignissen, Unfällen oder Straftaten ermöglicht es, größere Schäden für Personen und Gebäude durch ein rasches Eingreifen zu verhindern (Bild 2), statt wie bisher nur die Dokumentation und Strafverfolgung zu unterstützen.

Vernetzung und Integration sämtlicher Teilbereiche

Sicherheitslösungen sollten auf die Vernetzung und Integration sämtlicher Teilbereiche ausgelegt sein. So entfallen teure Schnittstellen ebenso wie die aufwendige Bedienung vieler unterschiedlicher Systeme. Anbieter wie Siemens liefern die komplette Technologie sowie Service vor Ort und remote, alles aus einer Hand. Bei Neubauten unterstützt der Anbieter bereits in der Planungsphase mit der Abbildung und Simulation des Gefahrenmanagementsystems durch einen digitalen Zwilling und ermöglicht so eine exakte Planung und Leistungsermittlung. Dank offener Systeme und Schnittstellen ist dies ebenso umsetzbar für Bestandsbauten, die bereits über Sicherheitslösungen verfügen, aber vielleicht aktualisiert oder erweitert werden sollen.

Das Internet der Dinge ist bereits Realität. Auch für die Sicherheitstechnik von Gebäuden bietet die Digitalisierung zahlreiche Vorteile, die bei Neubauten schon heute genutzt werden. Mit einem übergeordneten Gefahrenmanagementsystem rüsten Besitzer von Mehrzweckgebäuden sich effektiv für die Zukunft, erhöhen die Leistungsfähigkeit der Bediener und sichern Investitionen langfristig ab.                 

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